Leseprobe aus „Manchmal … erdrückt es mich, das Leben“
Verfasser: Kummer on Saturday, 15 January 2022Leseprobe:
„Manchmal erdrückt es mich, das Leben“, denke ich, als mich ein weiterer Schlag ins Gesicht trifft. Der plötzliche Schmerz macht meine Beine unsicher, ich gerate ins Wanken. Ich spüre das nicht in der Wirklichkeit.
Meine Nerven geben nach, blockieren die Koordination meines Gleichgewichtes. Ich kann mich nicht mehr auf der obersten Stufe der Treppe halten, stürze - wie bei einem Kopfsprung ins kalte Wasser - die Stiege hinab.
Mir ist es, als wäre das nicht mein Körper, der diese Stufen hinunter fällt. Ich merke die mehrmaligen Richtungswechsel, die durch das Aufprallen an den Seitenwänden entstehen. Doch ich fühle von dem Schmerz noch immer nichts.
Hitze steigt in mir auf, und dieses wahnsinnige Kribbeln in der Magengegend. Das Aufsteigen der nicht unter Kontrolle zu kriegenden Angstgefühle.
„Schläge, immer wieder“, denke ich. Doch werde ich in diesem Augenblick nicht von einem anderen Menschen geschlagen, sondern die Stufen, die Kanten und die Winkel der Treppe bohren sich in meinen Körper.
Es knackst irgendwo in mir, in der Nähe der Rippen. Ein weiterer tauber Schmerz durchzuckt meinen Körper.
Dann die Stille der Bewegung. Keine polternden Geräusche, keine Aufpralle mehr.
„Nur nicht weiter, nicht bewegen“, denke ich und bleibe, wie ich bin, liegen. Die Zeit vergeht. Es kommt mir vor, als ob ich bereits Stunden bewegungslos verharre.