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Der Holzbeinniokolaus
Der Nikolaus humpelte. Sein linkes Bein stieß immer ein wenig früher auf den Boden als sein rechtes. Ich kannte mich mit Humpeln aus, weil sie Papa im Krieg das Bein abgeschossen hatten und er so ähnlich humpelte wie der Nikolaus.
Natürlich hatten wir Kinder immer Angst vor dem Nikolaus. Mit fünf Jahren hatte man oft Angst. Manchmal einfach nur so. Und man konnte nie so genau wissen, ob der Nikolaus nicht auch alles erfuhr, was wir übers Jahr hin so ausgefressen hatten. Und nicht nur, weil er so komisch ging.
Ob er auch wusste, dass ich im Sommer das Kläppchen des Hühnerstalls offen gelassen hatte? Meine Kinderaufgabe bestand darin, Anmachholz mit einer Art Machete zu spalten, die Briketts im Keller zu stapeln, die Eier aus dem Hühnerstall zu holen und abends dieses Kläppchen zu schließen, damit der Marder die Hühner nicht besuchen konnte. Und was dann alles passiert war!
Es war Spätsommer und abends noch so warm, dass die Stubenfliegen mit einem irrsinnigen Gebrumm gegen die Packpapierrollos flogen und die abendliche Spätsonne orange-farbene Streifen in das Schlafzimmer malte. Wenn man die Augen ganz fest schloss und mit den Zeigefingerkuppen auf die Lider drückte, konnte man hellgrüne, verspritzende Punkte mit einem langen, blauroten Schweif sehen. So stellte ich mir den unendlichen Himmel vor.